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Neue Route für den N29

Ab Fahrplanwechsel 2024 fährt der Nachtbus N29 ab Richterswil eine neue Route. Wie bereitet sich das Buspersonal auf die neue Strecke vor? Wir haben nachgefragt bei Luca Verzino, Buschauffeur der Busbetriebe Bamert.

wieso

Busbetriebe Bamert

Den Nachtbus N29 gab es bereits. Wieso fährt er nun eine andere Route?

Mit der Einführung einer neuen Nachtbuslinie N40 von Richterswil nach Einsiedeln ändert sich die Linienführung der bestehenden N29 auf den Fahrplanwechsel: Neu fährt der Bus von Richterswil über Samstagern nach Feusisberg und von dort weiter nach Pfäffikon SZ. Dadurch wird die Gemeinde Feusisberg erstmals ans Nachtnetz angeschlossen. In Pfäffikon SZ bietet die letzte Fahrt des Nachtbusses Anschluss auf den ersten Zug am Morgen nach Zürich Flughafen. Von Pfäffikon SZ fährt der Bus via Haltestelle Schiessstand direkt nach Samstagern und Richterswil zurück.

spannend, herausfordernd

Freust du dich, wenn es neue Routen zu fahren gibt?

Für mich als Chauffeur ist es immer schön, etwas Abwechslung zu haben. Man fährt eine andere Strecke und lernt andere Leute kennen. Bei unserer Betriebsgrösse haben wir viel Kontakt mit den Fahrgästen, man kennt sich und kommt ins Gespräch. Das ist für mich das Schöne an meinem Beruf. Und es ist wirklich eine tolle Strecke, sie bietet eine grandiose Aussicht auf Rapperswil und den Zürichsee. Und ab und zu sieht man nachts auch Tiere, Füchse und Rehe.

Buschauffeur N29 Busbetriebe Bamert Luca Verzino am Steuer

Was ist das Besondere an der neuen Strecke?

Die Strecke von Feusisberg nach Pfäffikon ist steil und anspruchsvoll. Die so genannte Bergpoststrasse gilt als besondere Verkehrsstrasse in der Schweiz und wird normalerweise von Postautos befahren. Linienbusse haben hier immer Vortritt. Unser Betriebsleiter Ingo Kaiser hat zuerst eine Testfahrt auf der Strecke gemacht. Dabei testen wir, ob die Strecke für unsere Busse befahrbar ist: Ist die Strasse breit genug? Stimmt der Kurvenradius? Wäre es mit dem grossen 3-Achser-Bus nicht gegangen, hätten wir den Standardbus genommen. Die Testfahrt fand tagsüber statt. Wenn es am Tag klappt, funktioniert es auch in der Nacht, weil es dann weniger Verkehr hat, was die Fahrt für mich einfacher macht.

Fahrzteiten

Wie werden die Fahrzeiten der neuen Route berechnet?

Simon Gemperli, Leiter Produkt bei der SZU, hat die Fahrzeiten in einem Planungstool berechnet und mit der am Tag verkehrenden Postauto-Linie abgeglichen. Danach wurde während der Testfahrt überprüft, ob der Fahrplan eingehalten werden kann. Natürlich gibt es manchmal minimale Abweichungen von bis zu einer Minute, aber das ist grundsätzlich vertretbar. Nachts ist der Einfluss des Verkehrs natürlich geringer und somit berechenbarer als tagsüber.

N29 Busbetriebe Bamert Luca Verzino

Was machen Buschauffeure, um sich auf die neue Route vorzubereiten?

Für eine neue Strecke erstellt der Betriebsleiter ein Schulungskonzept. Zunächst wird das Konzept mit allen Informationen über die Strecke schriftlich festgehalten. Danach werden Schulungen durchgeführt, damit alle unsere 23 Chauffeur:innen die Route kennen. Die Busbetriebe Bamert legen grossen Wert auf Sicherheit und Zuverlässigkeit. So wird darauf geachtet, dass jede:r Chauffeur:in die Strecke einmal live erlebt. So fahren wir bei den Kursen alle gemeinsam die Strecke ab und erklären an den Haltestellen die Besonderheiten und nützliche Informationen zum Ein- und Aussteigen. Durch die Probefahrt lassen sich Fragen vor Ort klären, man fühlt sich sicherer und kann die Aufregung vor der ersten Fahrt etwas reduzieren.

Wie ist es, nachts zu arbeiten?

N29 Busbetriebe Bamert Luca Verzino

Wie ist es, nachts zu arbeiten?

Nachtschichten sind eine Frage der Gewohnheit. Nachts ist es irgendwie schöner, man hat weniger Verkehr. Bei uns machen alle alles – das heisst, wir haben alle zwei Monate zwei Nachtschichten, bei der wir Freitag- und Samstagnacht im Einsatz sind. Unsere Nachtschichten beginnen um 1.30 Uhr und enden um 5.30 Uhr, wobei wir vier Runden auf der Strecke fahren. Gleichzeitig fährt auch der Nachtbus N40, beide Busse warten in Richterswil auf die SN8 aus Zürich. Um die Motivation und Abwechslung für das Buspersonal zu steigern, werden die Touren abgewechselt. Wer freitags den N29 nach Pfäffikon fährt, übernimmt am Samstag den N40 nach Einsiedeln. Da beide Strecken neu sind, können so die Kenntnisse über beide Strecken schneller gefestigt werden.

Kannst du uns etwas erzählen über das Verhalten der Fahrgäste in der Nacht? 

Wir haben das Glück, dass die Leute uns hier kennen, auch die jungen Leute. Sie wissen, wer wir sind, und das trägt zu einer guten Stimmung bei. Ab und zu kommt es vor, dass jemandem schwindelig wird. Dann biete ich ihnen an, dass sie vorne im Bus neben mir sitzen und sich melden können, wenn ich kurzfristig die Tür öffnen muss. In solchen Situationen nehmen wir Rücksicht und kümmern uns um unsere Fahrgäste. Es gab auch schon Jugendliche, die sich während der Fahrt übergeben mussten. Ich habe mitten auf der Strecke angehalten und die Tür geöffnet. Vielleicht gab es mal eine Auseinandersetzung unter den Fahrgästen, aber generell sind Zwischenfälle sehr selten. In gewissen Nächten werden Ticketkontrollen durchgeführt. Dann ist normalerweise Sicherheitspersonal vor Ort und fährt im Bus mit, genauso wie bei Grossveranstaltungen.

N29 Busbetriebe Bamert Luca Verzino

Gibt es lustige Geschichten aus dem Nachtbus?

Klar, die gibt es. An der Endstation müssten alle aussteigen, doch es passiert natürlich immer wieder, dass einzelne Fahrgäste während der Fahrt einschlafen. So kam es schon vor, dass der Buschauffeur den Bus ins Depot fuhr und hinten war jemand am Schlafen. Der wurde dann geweckt und musste selbst schauen, wie er weiterkam. Im ersten Moment erschrickt man schon, wenn man im vermeintlich leeren Bus auf einmal auf jemanden trifft, der schläft. Aber grundsätzlich haben wir wirklich nette Fahrgäste.

Portrait Simon Gemperli

Wie entsteht ein Fahrplan?

Jedes Jahr am zweiten Wochenende im Dezember wechselt der Fahrplan. Im Interview erklärt Simon Gemperli, Leiter Produkt, warum man nicht einfach mehr Zeitpuffer einplanen kann, um pünktlich zu sein.

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