Rund um die Uhr bereit für den Ernstfall
Bei Bränden oder Unfällen auf den Schweizer Schienen rückt die SBB Feuerwehr – Intervention aus. Der Lösch- und Rettungszug der Intervention Zürich steht auch bereit für das Netz der SZU.
Artikel lesenWir haben das Mammut – das neue schwere Dienstfahrzeug der SZU – auf einem nächtlichen Schienentransport hinauf auf den Uetliberg begleitet.
Mit einer Steigung von bis zu 79 Promille gilt die Uetlibergbahn als eine der steilsten normalspurigen Adhäsions-Eisenbahnstrecken Europas. Wie bei jeder Eisenbahn sind auch entlang dieser Strecke regelmässige Unterhaltsarbeiten nötig. Zudem wird aktuell ein Teil der Fahrbahn erneuert. Dabei versucht die SZU jeweils, die Logistik wenn immer möglich über die Gleise abzuwickeln. Dafür kam bisher ein Dienstfahrzeug vom Typ Tm 3/3 zum Einsatz. Nach über 30 Jahren hat dieses nun aber sein Lebensende erreicht.
Um auch künftig Arbeiten auf der Strecke der Uetlibergbahn ausführen zu können, gab die SZU deshalb vor rund zwei Jahren ein neues Dienstfahrzeug in Auftrag. Das Fahrzeug sollte dabei über mehr Leistung und ein breiteres Einsatzspektrum verfügen als der Tm 3/3 und selbstverständlich auch mit den topographischen Gegebenheiten am Uetliberg zurechtkommen.
Konstruiert und produziert wurde das neue Fahrzeug vom Typ Tem 4/4 vom österreichischen Hersteller Plasser und Theurer in Linz. Im vergangenen November erhielten dort erste SZU-Mitarbeitende, die das Fahrzeug künftig bedienen und unterhalten werden, bereits eine erste Schulung. Vor einigen Wochen war es nun soweit und das Fahrzeug wurde von Österreich zur SZU überführt. Aufgrund der Dimensionen wird das Fahrzeug SZU-intern bereits liebevoll «Mammut» genannt, und dies zurecht: Bei einer Länge von fast 20 Metern und einem Gewicht von über 70 Tonnen, ist es in der Lage Anhängelasten von bis zu 250 Tonnen zu ziehen. Selbst bei einer Steigung von 80 Promille, kann es noch 80 Tonnen ziehen und ist damit wirklich ein richtiges Arbeitstier.
Diese Leistungsfähigkeit stellte das Mammut auch bereits wenige Tage nach der Überführung unter Beweis, als wir es bei einem nächtlichen Arbeitseinsatz am Uetliberg begleiten konnten. Für die Fahrbahnerneuerung zwischen Triemli und Uetliberg mussten Schienen zu den entsprechenden Streckenabschnitten transportiert werden.
Beim Eintreffen am Depot Giesshübel gegen 21.30 Uhr standen oder besser gesagt lagen die Schienen, die es in dieser Nacht zu transportieren galt, bereits vor dem Depot auf zwei sogenannten Flachwagen bereit. Ein einzelner Schienenstrang war dabei rund 30 Meter lang, also so lang, wie die beiden Flachwagen zusammen. Entsprechend lagen sie jeweils auf beiden Wagen. Das Mammut stand derweil mit seiner eindrücklichen Grösse in der Depothalle. Die nigelnagelneue rote Lackierung funkelte regelrecht in der dunklen Halle.
Nach der Ankunft im Depot, versammelten sich die sieben SZU-Mitarbeitenden, die den Transport der Schienen ausführten, als erstes zu einem kurzen Arbeitsbriefing. Im Detail wurde nochmals der Fahrplan für den Transport besprochen, die verschiedenen Arbeitsschritte erläutert und definiert, wer welche Aufgabe hat und welche Arbeiten ausführen würde. Anschliessend begaben sich alle auf ihre jeweiligen Posten und die eigentliche Arbeit konnte beginnen.
Mit einem lauten «schnauben» wurde der Dieselmotor des Mammut in Betrieb genommen und die Lok vor die Depothalle gefahren, um die beiden Flachwagen anzukoppeln. Vom Depot ging die Fahrt erst einige duzend Meter stadteinwärts, damit der Transportzug auf das Gleis Richtung Uetliberg einspuren konnte. Auf diesem Abschnitt zog das Mammut die beiden Wagen, um sie dann anschliessend Richtung Uetliberg den Berg hinauf zu stossen. Einerseits kann das Fahrzeug so mehr Leistung umsetzen, andererseits hat der Lokführer einen besseren Überblick über die beiden Wagen und die darauf liegenden Schienen, die er transportiert. Praktischerweise verfügt das Mammut über zwei Führerstände, sodass es gewissermassen immer vorwärts fahren kann und der Lokführer nicht über die Schulter schauen muss um in seine Fahrtrichtung zu sehen. Die Führerstände haben zudem grosse Front- und Rückfenster, was dem Lokführer eine gute Übersicht über die Fahrbahn ermöglicht. Trotzdem schränken die beiden Wagen, welche vor dem Mammut hergeschoben werden, die Sicht des Lokführers natürlich ein. Aus diesem Grund stand an der Spitze des ersten Wagens ein Rangierführer. Über Funk war er in ständigem Kontakt mit dem Lokführer und meldete ihm Signale wie Geschwindigkeitsanweisungen, Rotlichter usw. entlang der Strecke.
Kraftvoll und gleichmässig arbeitete sich das Mammut mit seiner Transportlast bergaufwärts durch die stille Nacht. Dabei war es sehr eindrücklich zu beobachten, wie sich die Schienenstränge zwischen den beiden Flachwagen bei jeder Kurve bogen. Man hätte dabei leicht an gekochte Spaghetti denken können.
Gleich der erste Transport führte das Mammut bis fast ganz auf den Uetliberg hinauf, genauer gesagt, bis zum Bahnübergang kurz vor der Endstation. Dort wartete ein Schienenbagger, bereit die Fracht abzuladen. Sachte und mit viel Gefühl führte der Lokführer das Kopfende des vordersten Wagens in die Reichweite des Baggers. Dieser hob zwei Schienenstränge in die Höhe worauf der Lokführer mit seinem Zug behutsam talwärts fuhr, bis die Schienenstränge vom Wagen geglitten waren. Dann führte er das Kopfende des vorderen Flachwagens wieder zum Bagger, um den ganzen Vorgang zu wiederholen, bis schliesslich alle Schienen abgeladen waren und sich das Mammut mit den beiden Wagen wieder Richtung Giesshübel auf den Weg machte. Dort warteten bereits zwei Wagen mit einer weiteren Schienenladung. Diese mussten ebenfalls auf den Uetliberg transportiert werden, bevor der nächtliche Arbeitseinsatz und damit die Feuertaufe des neuen Dienstfahrzeugs gegen 4 Uhr morgens erfolgreich abgeschlossen werden konnte.
Nach diesen ersten Einsätzen und zahlreichen weiteren Tests und Testfahrten wurde das Mammut in der Zwischenzeit wieder nach Linz überführt, um, wie üblich bei der Inbetriebnahme neuer Eisenbahnfahrzeuge, letzte Kinderkrankheiten auszumerzen und Optimierungen vorzunehmen. Im Verlauf des Sommers wird es dann endgültig zur SZU zurückkehren wird.
Bei Bränden oder Unfällen auf den Schweizer Schienen rückt die SBB Feuerwehr – Intervention aus. Der Lösch- und Rettungszug der Intervention Zürich steht auch bereit für das Netz der SZU.
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