Zurück

Interview mit Edi Im Hof

Im Frühling ging am Uetliberg eine Ära zu Ende: Die orangen Triebwagen Be 520 wurden ausgemustert. Lokführer Edi Im Hof verrät, was er an den Fahrzeugen besonders mochte und was die Unterschiede zu den Nachfolgefahrzeugen Be 510 und Be 570 sind.

Edi, du bist seit zehn Jahren Lokführer bei der SZU und bist sicherlich schon hunderte Male auf den Uetliberg gefahren. Wie Anspruchsvoll ist diese Strecke? Immerhin gehört sie zu den steilsten Adhäsionsbahnen Europas?

Ehrlich gesagt, solange die Schienen nicht nass oder voller Blätter sind, ist die Strecke gut zu meistern. Sind die Schienen jedoch voller nasser Blätter, kann es allerdings vorkommen, dass der Zug bei der Abwärtsfahrt ins Rutschen kommt und die Magnetschienenbremsen eingesetzt werden müssen. Das ist aber extrem selten der Fall. In meinen zehn Jahren am Uetliberg ist mir das nur gerade zwei Mal passiert, beide Male mit einer Be 520.

Ein Zufall oder bremsen die Be 510 einfach besser als ihre Vorgängerinnen?

Beides würde ich sagen. Es passiert höchst selten, dass die Räder die Reibung mit der Schiene verlieren und zu rutschen beginnen. Die Gefahr, dass es so weit kommt, ist bei den Be 510 sicherlich um einiges geringer als es bei den Be 520 war. Bergwärts allerdings waren die Be 520 gegenüber der Be 510 im Vorteil, da die Kompositionen über mehr angetriebene Achsen verfügten als die Be 510. Das hatte einen ähnlichen Effekt wie ein Auto mit Allradantrieb im Vergleich zu einem Auto mit Front- oder Heckantrieb.

Weshalb?

Die Bremswirkung von Zügen ist ja generell sehr schlecht. Man kann zwar einfach grosse Lasten bewegen, braucht aber unglaublich lange, bis der Zug wieder steht. Daher zeichnet sich gutes Lokpersonal auch nicht in erster Linie durch seine Fahr- sondern durch seine Bremskompetenzen aus. Das Bremsen ist die grosse Kunst, die viel Fingerspitzengefühl verlangt. Die Be 510 macht einem das Bremsen aber einfacher, weil das System registriert, wenn die elektrische Bremse nicht ausreicht und dann automatisch die Luftbremse aktiviert. Das macht das ganze Fahrzeug relativ einfach zu fahren.

Und auch langweiliger?

Langweiliger sicher nicht. Die Be 520 war einfach anders zu fahren als die Be 510. Ich mochte es, dass ich bei der Be 520 die Luftbremse selber kontrollieren konnte. Gleichzeitig war das aber eine zusätzliche Aufgabe die man wahrnehmen musste. Von daher sind die Be 510 und Be 570 natürlich angenehmer zu fahren und vor allem weniger ermüdend.

In welchen Punkten unterscheiden sich die Be 520 sonst noch von den neuen Be 510 und Be 570?

In den Be 520 war der Führerstand, ähnlich wie bei einem Auto, auf einer Seite des Fahrzeugs. Bei den neuen Zügen ist der Führerstand nun zentral in der Mitte des Fahrzeugs platziert. Dadurch habe ich als Lokführer auf beide Seiten einen guten Überblick über das Fahrzeug und fühle mich sicherer, wenn ich losfahre. Im Fahrgastbereich ist sicherlich die Türsicherheit zu erwähnen, die stark erhöht wurde. Zudem geht das Ein- und Aussteigen heute viel rascher als mit den Be 520, da es mehr Stauraum für Gepäck, Kinderwagen und Velos gibt und sich die Fahrgäste rascher im Zug verteilen.

Du trauerst den orangen Be 520 also nicht nach?

Ich mag ältere und historische Fahrzeuge und deren mechanische Bedienung ganz allgemein. Das hat mir auch bei den Be 520 immer gut gefallen. Trotzdem trauere ich den Be 520 nicht wirklich nach, auch wenn ich sehr gerne mit ihnen gefahren bin. Nach rund 30 Jahren war ihre Zeit einfach gekommen. Mit den Be 510 und Be 570 sind wir um einiges komfortabler unterwegs, sowohl wir Lokführenden als auch unsere Fahrgäste.

Edi Im Hof

Portrait Edi Im Hof

Edi Im Hof

Edi Im Hof ist Lokführer bei der SZU.

Portrait Remo Schnetzer

Wir kaufen uns einen Zug

Remo Schnetzer, Senior Projektleiter Rollmaterial, erklärt, wie man Züge kauft.

Artikel lesen