Es ist ein stürmischer und kalter Morgen, als das Mess- und Diagnosefahrzeug der SBB in den Bahnhof Wiedikon einfährt. Auf dem Perron wird das Fahrzeug von drei Mitarbeitenden der SZU erwartet. Nachdem Hans Huber, Leiter Fahrbahn, Mifail Sula, Polier Fahrbahn sowie Claudio Di Iorio, Leiter Fahrleitung eingestiegen sind, setzt sich das Fahrzeug in Bewegung Richtung Bahnhof Giesshübel und damit auf das Netz der SZU.
Im Innern begrüsst das Team den Messingenieur und den Lokführer und richtet routiniert seine Arbeitsplätze ein. Denn das heutige Programm haben sie schon mehrmals absolviert: Die halbjährliche Überprüfung von Fahrbahn und Fahrleitung sämtlicher Hauptgleise auf dem Streckennetz der SZU. Diese regelmässigen Kontrollen der Infrastruktur sind in der Eisenbahnverordnung vorgeschrieben und fester Bestandteil des Unterhaltskonzeptes jedes Eisenbahnunternehmens. Ziel ist es, sicherzustellen, dass die Gleise und die Fahrleitung jederzeit betriebstauglich und sicher sind.
Die Strecke führt vom Zürcher Stadtgebiet hinaus Richtung Adliswil, weiter nach Langnau-Gattikon, Sihlwald und bis Sihlbrugg. Das Diagnosefahrzeug ist mit Kameras, Lasern und Sensoren ausgestattet und erfasst im Sekundentakt die Gleisgeometrie. Gemessen werden Spurweite, Verwindung, Höhenlage und Richtung sowie das Profil der Schienen. Alle 25 Zentimeter entsteht ein Messbild. Parallel dazu überprüft Claudio Di Iorio die Daten der Fahrleitung, insbesondere deren Höhe, seitliche Lage und Querschnitt. «Wir bewegen uns hier im Bereich von Millimetern», sagt er, «aber gerade beim Durchmesser der Fahrleitung können Millimeter darüber entscheiden, ob ausreichend Strom durch die Leitung fliessen kann, um den Zug mit genügend Energie zu versorgen.» Er sitzt hinter einem Bildschirm im Führerstand neben dem Lokführer. Sein Blick wechselt dabei stetig zwischen den Fahrleitungen über ihm und den Messdaten auf dem Bildschirm hin und her.
Im Bordraum stehen auf einem Tisch mehrere Bildschirme, die ebenfalls Kurven aufzeichnen und Live-Aufnahmen von den Gleisen unter dem Fahrzeug zeigen. Hans Huber und Mifail Sula sitzen konzentriert davor, auf dem Tisch Diagramme der letzten Messfahrten. Sobald sie eine Unregelmässigkeit in der Fahrt spüren oder einen Ausschlag auf dem Monitor sehen, vergleichen sie die Stelle mit den vergangenen Messwerten und machen sich Notizen. Hans Huber deutet auf einen Streckenpunkt mit einem Ausschlag «Hier haben wir eine leichte Verwindung der Gleise. Der Wert ist noch immer absolut im Toleranzbereich, hat sich seit der letzten Messung jedoch etwas erhöht. An dieser Stelle werden wir im nächsten Jahr eine Stopfung durchführen.» Mifail Sula ergänzt: «Damit haben wir fast gerechnet». Die beiden kennen «Ihr» Netz mit seinen neuralgischen Punkten praktisch in- und auswendig. Entsprechend sind die Resultate der Messfahrten selten überraschend wie Huber ergänzt. «Sie zeigen uns aber, schwarz auf weiss, wo wir präventiv handeln müssen.» Die Messdaten fliessen in die Unterhaltsplanung der SZU ein, die aus Prüfungen, Stopfarbeiten, Schleifarbeiten und dem Ersatz einzelner Komponenten besteht. So können kleinste Abweichungen früh erkannt und korrigiert werden, bevor sie den Bahnbetrieb beeinträchtigen.
Für die Mitarbeitenden der SZU sind die Messfahrten Routine und gleichzeitig ein zentraler Bestandteil der Sicherheitskette. Neben den maschinellen Messungen erfolgt alle zwei Wochen eine visuelle Begehung der Strecken. Die Fahrleitungen werden alle zwei Jahre vor Ort kontrolliert. Diese Regelmässigkeit ist Teil eines präzise getakteten Unterhaltszyklus, der sich an den technischen Vorgaben der Bahnbranche orientiert. «Der optische Eindruck bleibt unverzichtbar», betont Huber. «Selbst modernste Messsysteme ersetzen nicht die Erfahrung unserer Mitarbeitenden.»
Nach dem Mittag wird auch noch die Strecke der Uetlibergbahn S10 abgefahren. Als Huber, Sula und Di Iorio am Nachmittag im SZU-Depot Giesshübel aus dem Messfahrzeug aussteigen sind sie gedanklich bereits einige Schritte weiter: Sobald Sie die ausgewerteten Messdaten erhalten und auffällige Stellen vor Ort von Auge überprüft haben, müssen sie die jeweils erforderlichen Massnahmen definieren und mit deren Planung beginnen.
So wird aus Routine Vertrauen. Die Fahrt im Diagnosefahrzeug mag unspektakulär wirken, doch sie steht beispielhaft für das, was die Eisenbahn in der Schweiz und damit auch die SZU auszeichnet: stetige Kontrolle, fachgerechter Unterhalt und höchste Sicherheitsstandards. All dies trägt dazu bei, dass täglich tausende Fahrgäste sicher unterwegs sind.
So hält die SZU ihre Züge in Schuss
Um unsere Züge sicher und fahrtüchtig zu halten, plant das Instandhaltungs- und Fuhrparkmanagement mehrere Jahre im Voraus. Marc Apoloni erklärt die einzelnen Schritte der Instandhaltung und verrät, was bei der SZU besonders ist.
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