Tiefhängende Wolkenschwaden liegen noch über dem Sihlwald, als sich an diesem frischen Morgen rund zwanzig Menschen beim Bahnhof Sihlwald einfinden. Die meisten sind ausgerüstet mit kleinen Körben, einige mit Stofftaschen und alle sind gespannt auf das, was sie erwartet. Der Wildnispark Zürich führt einen Pilzkurs durch, ein Angebot für Erwachsene, ausdrücklich auch für Einsteiger:innen.
Noch bevor wir überhaupt im Wald sind, gibt es die erste Überraschung. Ein unscheinbares Süssgras am Wegrand trägt ein dunkles Mutterkorn. Es ist die erste Lektion des Tages: Pilze wachsen nicht nur am Waldboden, sondern auch auf Gräsern und Ähren.
Ein Beispiel, das vielen in Erinnerung bleiben wird: das harmlose Stockschwämmchen und sein gefährlicher Doppelgänger, der Gifthäubling. Beide wachsen auf Holz, oft sogar am gleichen Stamm. Nur das Stielende verrät den Unterschied und zeigt, wie schnell Sammeln zur heiklen Angelegenheit werden kann.
Bald schon sind die Teilnehmenden vom «Pilzfieber» gepackt. Mit wachen Augen durchstreifen sie das Unterholz, heben vorsichtig Zweige an, spähen unter Blätter. Wer Glück hat, entdeckt zwischen Moos und Farnen kleine Kostbarkeiten: leuchtend gelbe Hörnlinge, winzige Knoblauchschwindlinge, deren Stielende würzig duften, oder einen Perlpilz, dessen Oberfläche matt glänzt. Ein Raunen geht durch die Gruppe, als jemand vier goldene Eierschwämme unter einem Busch findet.