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Wie die SZU an den Hauptbahnhof kam

Heute sind sich die meisten Fahrgäste der SZU wohl kaum mehr bewusst, dass die Züge der S4 und S10 bis vor 35 Jahren nicht im Hauptbahnhof endeten, sondern in der Selnau. Die Bahnverlängerung zum HB ist einer der grossen Meilensteine in der Geschichte.

Der unterirdische Bahnhof Zürich HB SZU liegt rund 13 Meter unter dem Bahnhofsplatz und bildet die Endhaltestelle der SZU-Linien Sihltalbahn S4 und Uetlibergbahn S10. Mit täglich rund 40'000 Aus- und Einsteigenden gehört der Tiefbahnhof mit den Gleisen 21/22 zu den meistgenutzten Bahnhöfen im ZVV-Gebiet. Und es wird erwartet, dass die Fahrgastzahlen auch in den nächsten Jahren zunehmen werden. Aus diesem Grund wird der Bahnhof nach über 30 Jahren aktuell ausgebaut und gleichzeitig erneuert. 

Die Sihltalbahn und die Uetlibergbahn fahren erst seit Mitte 1990 bis zum Hauptbahnhof. Davor endeten die Linien am Bahnhof Selnau. Wer in die Zürcher Innenstadt wollte, musste eine Viertelstunde zu Fuss zum Hauptbahnhof zurücklegen. Der Sihltunnel, der das SZU-Netz heute mit dem Hauptbahnhof verbindet, war das Resultat jahrzehntelanger Diskussionen und planerischer Überlegungen. 

Erste Ideen und Varianten 

Die Idee einer direkten Anbindung an den Hauptbahnhof reicht bis in die 1930er-Jahre zurück. Der Bau einer Weiterführung von Giesshübel über Selnau zum Hauptbahnhof scheiterte jedoch immer wieder an der schwierigen Linienführung. Die Stadt war damals zwischen Selnau und dem Hauptbahnhof bereits dicht bebaut und weitere Flächen waren belegt durch die Kasernenanlange der Armee.

Erst 1975, als die Bevölkerung eine Zürcher U-Bahn ablehnte, wurde die Verlängerung erneut aktuell. Gleichzeitig entstanden in Binz, Tiergarten und Gehrenholz neue Wohn- und Arbeitsgebiete für rund 6000 Menschen, die an das Stadtzentrum angebunden werden sollten. Die Uetlibergbahn, die quer durch dieses Neubaugebiet fährt, war prädestiniert dafür. Ihr aber fehlte der Anschluss an den Hauptbahnhof.

Verschiedene Streckenvarianten wurden geprüft. Eine offene Linienführung entlang der Sihl wurde aus Gründen des Landschaftsschutzes ausgeschlossen. Ein Tunnel unter der Gessnerallee hätte zahlreiche private Grundstücke betroffen. Ein Tunnel unter dem Flussbett war zunächst nicht möglich, weil der Raum für eine Schnellstrassenverbindung reserviert war. Erst 1978, mit der Redimensionierung dieser nie realisierten Strasse, wurde unter der Sihl Platz für einen zweigleisigen Bahntunnel frei.

Zunächst war eine Endstation gegenüber der Sihlpost angedacht. Diese Variante hätte aber wegen des Parkdecks über dem Fluss grossen baulichen Aufwand erfordert und längere Umsteigewege zur Folge gehabt. Die Wende brachte der Rückgriff auf die nie genutzte Halle des geplanten U-Bahnhofs unter dem Shopville. Diese war als Vorleistung mit dem Bau des Shopville errichtet worden. Abklärungen zeigten, dass ein zweigleisiger Bahnhof mit Abstellanlage auch bei einem dichten Taktbetrieb ausreichen würde. Damit war eine ideale Lösung für den SZU-Endbahnhof mit kurzen Wegen zu den SBB-Zügen gefunden.

Spatenstich und Eröffnung

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Spatenstich und Eröffnung

1980 genehmigte der Verwaltungsrat der SZU das Projekt, nachdem sich gezeigt hatte, dass die Mehrkosten durch den Tunnelbetrieb bereits bei einer Passagierzunahme um 30 Prozent gedeckt wären. Das Institut für Verkehrsplanung der ETH rechnete durch die neue Streckenführung sogar mit einem Passagierplus von 50 Prozent. 1983 sagten die Zürcher Stimmbürger mit über 65 Prozent Ja zum kantonalen Kredit. Auch Bund und Anrainergemeinden beteiligten sich finanziell. 1984 genehmigte das Bundesamt für Verkehr das Projekt, im März 1986 erfolgte der Spatenstich.
Im Herbst 1988 war der Rohbau abgeschlossen. Während eines Volksfests konnten Besucher den Tunnel besichtigen. Danach folgte der Innenausbau und die Installation der Bahntechnik. Die Gestaltung der beiden neuen Stationen orientierte sich an den gleichzeitig entstehenden S-Bahn-Stationen der SBB. Bereits Anfang 1990 war die Strecke betriebsbereit; das Personal wurde mit dem neuen unterirdischen Abschnitt vertraut gemacht.
Am 4. Mai 1990 wurde der Sihltunnel offiziell eröffnet, einen Tag später fuhren erstmals fahrplanmässige Züge bis zum Hauptbahnhof. Damit wurde die SZU nicht nur mit dem SBB-Netz verbunden, sondern drei Wochen später auch Bestandteil der neuen Zürcher S-Bahn.

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Endstation U-Bahn Zürich

Hätte die Zürcher Stimmbevölkerung 1973 Ja gesagt, würde heute wohl eine U-Bahn zwischen Dietikon und Flughafen verkehren. Der Zeitpunkt der Abstimmung aber war suboptimal, der Abstimmungskampf emotional. So kam es, dass heute ein Teil der bereits erstellten U-Bahn-Infrastruktur anderweitig genutzt wird.

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