«Eine präzise Arbeitsweise ist unabdingbar»
Beim Besuch in der Abteilung Produkt erfährt Lokführer Robin Weiss mehr über die vielseitige Angebotsplanung und den Zimmerbergbus.
Zum ArtikelAls Lokführer hat Robin Weiss viel Kontakt mit der Verkehrsleitzentrale. Während seines Besuchs bei Sven Arnold lernt er mehr über die Abteilung Planung und Steuerung.
Die Abteilung Planung und Steuerung ist in die zwei Bereiche Betriebsplanung und Verkehrsleitzentrale aufgeteilt. Zur Betriebsplanung gehören diverse Aufgaben wie Anordnungen für Zugfahrten zu erstellen, beispielsweise für Extrafahrten wie einer Hochzeitsgesellschaft. Dazu erstellen und überprüfen wir Zirkulare für Sperrungen, damit die Kolleginnen und Kollegen in der Nacht sicher bauen und unterhalten können. Weiter definieren wir die Bedürfnisse des Betriebs und begleiten die Umsetzung in Projekten. So legen wir beispielsweise fest, was wir brauchen, damit die Züge im 7,5’-Takt verkehren können.
Ebenfalls werden Systeme wie zum Beispiel das DiLoc|Motion für Anzeigen und Durchsagen am Perron oder das Netzweite Trassierungssystem NeTS mit den benötigten Daten «gefüttert», damit unsere Fahrgäste vor Ort und Online korrekt informiert werden. Die Verkehrsleitzentrale steuert und überwacht den ganzen Zugverkehr auf dem Netz der SZU. Das heisst auch, dass die geplanten Fahrten oder Sperrungen, welche die Betriebsplanung erstellt hat, auf der Verkehrsleitzentrale durch die Fahrdienstleitenden ausgeführt werden.
In der Betriebsplanung sind wir zurzeit fünf Personen, wobei zwei davon noch 50% auf der Verkehrsleitzentrale arbeiten und jemand 50% als Lokführer tätig ist. Auf der Verkehrsleitzentrale sind zurzeit 14 Fahrdienstleitende im Einsatz. Seit Anfang Januar 2024 unterstützt jeweils ein:e Schichtleiter:in den Betrieb. Diese Person entlastet den Fahrdienstleitenden zum Beispiel bei einem Ereignis, indem sie Aufgaben wie die Alarmierung der Interventionsdienste übernimmt.
Bei Planung und Steuerung finde ich die abwechslungsreiche Arbeit am spannendsten. Wir haben viele verschiedene Aufgaben, welche erledigt werden müssen, damit am Schluss der Fahrgast zufrieden ist. Ein Beispiel ist die Umsetzung eines Baustellenfahrplans, welcher von der Abteilung Produkt vorgegeben wird. Hier braucht es viele Arbeitsschritte, damit die Fahrzeuge am richtigen Ort abgestellt sind, die Lokführer wissen wann sie wo fahren müssen oder der Onlinefahrplan frühzeitig angepasst ist.
Am Tag der Ausführung sehen wir direkt das Ergebnis unserer Arbeit: Kann der Fahrplan eingehalten werden? Ist das Lokpersonal am richtigen Ort? Verkehren die Bauzüge wie geplant? Können wir die Reiseketten inklusive Ersatzverkehr auf der Strasse sicherstellen? Schlussendlich soll der Fahrgast so wenige Auswirkungen von einem Projekt oder einer Baustelle spüren wie möglich.
Herausfordernd im positiven Sinne ist die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen. Insbesondere bei umfangreichen Projekten, die Totalsperrungen oder Nachtsperrungen der Infrastruktur vorsehen, ergeben sich spannende Zielkonflikte. Denn der Betrieb möchte, so viele Züge wie möglich fahren, damit der Fahrgast das gewohnte Angebot nutzen kann. Die Infrastruktur hingegen möchte das Projekt möglichst schnell umsetzen und dafür unter Umständen Gleise über längere Zeit sperren. Die Herausforderung besteht darin, einen gemeinsamen Nenner zu finden, damit möglichst alle zufrieden sind und unsere Kund:innen trotzdem pünktlich bei der Arbeit oder Zuhause ankommen.
Mit der Abteilung Produkt arbeiten wir zusammen, wenn es um den Fahrplan, einen Bahnersatz oder Qualitätscontrolling geht. Über anstehende Projekte werden wir von der Abteilung Projektierung informiert. Die Abteilung Instandhaltung Infrastruktur kommt auf uns zu, wenn es um Sperrungen für den Unterhalt geht. Geht es um die Fahrzeugplanung, sind wir in engem Austausch mit der Instandhaltung, Flottenmanagement und Reinigung. Selbstverständlich haben wir viele Schnittstellen innerhalb unseres Bereichs, beispielsweise via Funk mit euch Lokführer:innen. Wir sind praktisch mit allen Abteilungen der SZU im Austausch, was unsere Aufgabe auch so spannend macht.
Bei der Planung setzen wir verschiedene Tools ein, welche uns bei der internen und externen Kommunikation, Zusammenarbeit und bei Planungstätigkeiten unterstützen, dies sind bspw. PLATIN für die Planung bei Bauprojekten, NeTS für die Trassenplanung, CERES für die Fahrzeugplanung, Trapeze für die Dienstplanung und DiLoc|Motion für Dispositionen und Kundeninformation.
Bei der Steuerung arbeiten wir mit verschiedenen Stellwerken, Leittechniken und viel mit Telefon- und Funkkommunikation. Unsere Dispositionen tätigen wir mittels DiLoc|Motion und stellen so ebenfalls die Kundeninformation am Bahnhof sicher. Mittels PLATIN stellen wir die Schnittstelle zwischen Planung und Steuerung sicher, damit alle Kolleg:innen stets auf dem aktuellen Stand sind.
Jede:r einzelne im Team hat seine Stärken, aber nur zusammen können wir eine gute Qualität abliefern. Jede:r im Team kennt die Stärken des anderen und kann so bei Fragen oder Aufgaben auf die richtige Person zugehen. Das Tolle an unserer Arbeit ist, dass man das Geplante bei der Umsetzung sehen kann. Ebenfalls können wir andere mit unserem Wissen und unseren Ideen oder Vorschlägen unterstützen.
Bei einem Projekt wie einem Doppelspurausbau, das Einfluss auf die Pünktlichkeit hat, sind wir vor allem bei der Planung und Ausführung gefordert. Je nachdem, wo gearbeitet wird, müssen wir die Fahrzeugumläufe, die Fahrzeugabstellungen oder die Dienstpläne der Lokführenden anpassen. Sobald das Projekt beendet ist, kann die neue Infrastruktur genutzt werden und die Züge sind bspw. auf einem zusätzlichen Gleis schneller unterwegs und es sind weniger Kreuzungen nötig. Damit alle Beteiligten informiert sind, muss unser Team die entsprechenden Daten und Unterlagen anpassen und bereitstellen.
Zudem sind wir mit der Verkehrsleitzentrale am Puls des Bahnverkehrs und behalten bei allen Betriebssituationen den Überblick. Wenn nötig, leiten wir entsprechende Massnahmen ein, damit unsere Kund:innen gemäss der Zukunftsformel der SZU ihre Reise geniessen können. Trotz guter Planung und genauer Steuerung kommt es auch bei der SZU zu unvorhergesehenen Störungen, welche leider Auswirkungen auf unsere Kund:innen haben. Mit einer raschen Kommunikation, Alarmierung und schnellen Entscheidungen versuchen wir jedoch stets, die Störungsdauer möglichst gering zu halten.
Feine Nussgipfel von der Bäckerei Bode – Nein Scherz beiseite, wir freuen uns wie jeder andere Mensch über ein Lob, wenn unsere geplanten und produzierten Fahrpläne funktionieren.
Wichtig ist ein grosses Bahn-Know-how über alle verschiedenen Funktionen. Dies kann nur mittels Erfahrung und einer Quereinsteigerausbildung als Fahrdienstleiter:in oder Lokführer:in erlangt werden. Nach dieser Ausbildung bietet die Branche verschiedene Möglichkeiten, um sich weiterzubilden und Spezialwissen anzueignen. Ausserdem ist bei uns die Teamfähigkeit enorm wichtig, da wir bei allen Themen eng im Team zusammenarbeiten, nur so können wir unsere Arbeit an 365 Tagen während 24 Stunden ausführen.
Die Sicherheit unserer Kund:innen und Kolleg:innen steht an oberster Stelle. Zudem wird die Pflege der Systeme und die Dateneingabe immer wichtiger, da diese in Echtzeit bei den Reisenden verfügbar sind und wir verlässlich kommunizieren möchten.
Was wir immer wieder hören: «Wieso ist die Verkehrsleitzentrale der SZU an 365 Tagen während 24 Stunden besetzt? In der Nacht fahren doch keine Züge?»
Auch wenn unter der Woche keine Nachtzüge verkehren, ist nachts viel Betrieb auf den Gleisen der SZU. Wir unterhalten, reinigen, verschieben, bauen, kontrollieren und testen Fahrzeuge, Bahnhöfe und Gleise. Es ist immer wieder spannend, was neben dem regulären Fahrplan alles gemacht werden muss.
Beim Besuch in der Abteilung Produkt erfährt Lokführer Robin Weiss mehr über die vielseitige Angebotsplanung und den Zimmerbergbus.
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