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Von Ideen und Visionen

Visionen treiben den öffentlichen Verkehr seit jeher an – so war die Uetlibergbahn schon vor 150 Jahren ein mutiges Projekt, das bis heute den Zürcher Hausberg mit der Stadt verbindet. Doch nicht jede Idee findet ihren Weg auf den Gleisplan.

Von Ideen und Visionen

Aktuell baut die SZU ihren Tiefbahnhof im Zürich Hauptbahnhof um und erneuert ihn. Zu verdanken hat sie diesen Bahnhof einer Vision aus den 1960er-Jahren, als Zürich von einer Metro träumte. 
Visionen treiben den öffentlichen Verkehr seit jeher an – so war die Uetlibergbahn schon vor 150 Jahren ein mutiges Projekt, das bis heute den Zürcher Hausberg mit der Stadt verbindet. Doch nicht jede Idee findet ihren Weg auf den Gleisplan. Zwei Projektideen auf dem Netz der SZU zeigen exemplarisch, wie Visionen entstehen, sorgfältig geprüft – und letztlich verworfen werden: die Verlängerung der Sihltalbahn S4 von Sihlwald nach Zug sowie die Weiterführung der Uetlibergbahn S10 ins Hochschulgebiet und weiter ins Furttal.

Die Sihltalbahn S4 nach Zug – eine verlockende Vision

Die Vorstellung, die Sihltalbahn über ihren heutigen Endpunkt in Sihlwald hinaus bis nach Baar und weiter nach Zug zu verlängern, ist so bestechend wie alt. Die Idee stammt aus einer Zeit, als das Sihltal als möglicher Alternativkorridor zwischen Zürich und Zug galt. Besonders in den 1980er- und 1990er-Jahren wurde das Thema auf politischer Ebene immer wieder diskutiert.

Die Initianten der Idee führten zahlreiche mögliche Vorteile einer solchen Verbindung ins Feld: Die Gemeinden im Sihltal hätten eine direkte Bahnverbindung nach Zug erhalten, die Zürcher Bevölkerung einen zweiten Zugang zur Zentralschweiz und der Verkehrsknotenpunkt Zürich HB würde entlastet werden. Auch der Freizeitverkehr hätte profitieren können.

Doch der Regierungsrat des Kantons Zürich sieht derzeit keine Notwendigkeit für eine solche Erweiterung. Die bestehenden Verbindungen über Thalwil werden als ausreichend betrachtet. Zwar wären direkte Züge technisch denkbar, doch die Nachfrage wäre nach heutiger Einschätzung zu gering, um die nötigen Investitionen zu rechtfertigen. Substanzielle Infrastrukturmassnahmen wären nötig, ohne dass eine markante Entlastung des Knotens Zürich HB oder eine deutliche Verkehrsverlagerung zu erwarten wäre.

Hinzu kommt: Eine vertiefte Prüfung könnte frühestens im Rahmen des Bahnausbauschritts 2050 erfolgen – also nicht vor den 2030er-Jahren. Bis dahin bleibt die Verlängerung der S4 nach Zug eine Idee ohne konkrete Umsetzungsperspektive.

Die Uetlibergbahn S10 ins Hochschulgebiet und weiter ins Furttal

Auch im städtischen Raum Zürich existierte eine visionäre Projektidee: die Verlängerung der S10 ab Zürich HB durch das Hochschulquartier bis zur Universität Irchel, zur ETH Hönggerberg und weiter in Richtung Regensdorf. Ziel war es, die grossen Bildungs- und Forschungsstandorte besser mit dem Eisenbahnnetz zu verknüpfen und das Furttal zusätzlich zu erschliessen.

Auch hier entschied der Regierungsrat im Jahr 2022, auf eine Weiterverfolgung der Projektidee zu verzichten. Die vertieften Analysen ergaben, dass punktuelle Optimierungen im bestehenden Tram- und Busangebot wirtschaftlich deutlich sinnvoller sind. Insbesondere durch den geplanten Einsatz von längeren Trams und elektrifizierten Buslinien könne das erwartete Verkehrsaufkommen zu den Hochschulstandorten auch ohne neue Bahnverbindung bewältigt werden.

Die ermittelten Kosten für eine unterirdische Verlängerung der S10 bis zur ETH Hönggerberg belaufen sich auf rund 1,5 Milliarden Franken. Der prognostizierte volkswirtschaftliche Nutzen liegt allerdings deutlich unter den erwarteten jährlichen Folgekosten. Eine noch weitergehende Verlängerung bis nach Regensdorf würde sogar rund 2,5 Milliarden Franken kosten – ebenfalls mit negativem Kosten-Nutzen-Verhältnis. Auch aus verkehrstechnischer Sicht würde das neue Angebot grösstenteils bestehende Tram- und Busverbindungen konkurrenzieren, ohne wesentliche Entlastung zu bewirken.

Beide Projekte, so unterschiedlich sie sind, eint der Gedanke, bestehende Linien weiterzudenken und öffentlichen Verkehr zu entwickeln. Sie zeigen die Kraft von Visionen, die über den heutigen Tellerrand hinausschauen. Und dennoch: In einem Umfeld knapper Ressourcen, komplexer Raumplanung und hoher Anforderungen an Umwelt- und Lärmschutz ist nicht jede Vision umsetzbar.

Stattdessen konzentriert sich die SZU mit ihrem Modernisierungsprogramm SZU_4.0 auf konkrete Verbesserungen im bestehenden Netz, etwa durch die Beschaffung von neuem, modernem Rollmaterial, der Modernisierung ihrer Infrastruktur und einer Verdichtung ihres Fahrplanangebots. Damit stellt sie sicher, dass ihre Kunden auch in Zukunft sicher, pünktlich und bequem an ihr Ziel gelangen.

Baustelle HB

Wie die SZU an den Hauptbahnhof kam

Heute sind sich die meisten Fahrgäste der SZU wohl kaum mehr bewusst, dass die Züge der S4 und der S10 bis vor 35 Jahren nicht im Hauptbahnhof endeten, sondern bereits in der Selnau. Die Bahn-verlängerung zum HB ist einer der grossen Meilensteine in der Geschichte der SZU.

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