«Unsere Werte müssen in Einklang mit unserem Handeln gelangen»
Im Interview spricht Nora Wilhelm, Mitbegründerin der Initiative «collaboratio helvetica» über die Bedeutung von Sorgfalt gegenüber zukünftigen Generationen.
Interview lesenDer Bereich «Umwelt und Nachhaltigkeit» begleitet sämtliche Projekte der SZU ab Planungsbeginn bis Ausführung. Franziska Nyfeler gibt einen kleinen Einblick in einige der Themen mit denen sie sich als Fachspezialistin Umwelt bei der SZU beschäftigt.
Wir übernehmen die Verantwortung für die Auswirkungen unseres Handelns auf die Umwelt. Wenn wir ein Bauprojekt umsetzen, versuchen wir jeweils die Auswirkungen der Baustelle auf die Anwohnenden und Fahrgäste mit verschiedenen Massnahmen so gering wie möglich zu halten. Baustellen wirken sich aber auch immer in unterschiedlicher Art und Weise auf die Umwelt resp. verschiedene Umweltbereiche aus und beeinflussen als Beispiel Lebensräume von Tieren und Pflanzen. «Das Ziel ist dabei stets, die Eingriffe in diese Lebensräume so gering wie möglich zu halten», wie Franziska Nyfeler betont. Muss für eine Baustelle beispielsweise ein Installationsplatz eingerichtet werden, wird auf der gesamten Fläche ein Geotextil auf den Boden verlegt und eine grobkörnige Kiesschicht darauf geschüttet. So wird der Boden vor Verdichtung geschützt. Zudem wird darauf geachtet, dass der Installationsplatz nur die zugewiesene Fläche beansprucht. Während der Nutzung des Installationsplatzes werden auf den beanspruchten Flächen regelmässig Neophyten-Kontrollen durchgeführt. «Damit stellen wir sicher, dass sich Neophyten nicht unkontrolliert verbreiten oder eine Verschleppung gebietsfremder Pflanzen durch Maschinen oder Baumaterial stattfindet», erklärt Franziska Nyfeler. Baustellen und Installationsplätze werden zudem regelmässig durch eine unabhängige Umweltbaubegleitung kontrolliert. Diese stellt sicher, dass wir die Vorschriften aus dem Umweltrecht einhalten. Wir sind dafür verantwortlich, dass nach Projektabschluss und dem Rückbau eines Installationsplatzes der Ausgangszustand des Bodens wieder hergestellt wird und die Fläche wieder ihren ursprünglichen Charakter als Lebensraum für Pflanzen und Tiere zurückbekommt.
Auch beim Unterhalt der meist rund zwei bis fünf Meter breiten Grün- und Gehölzstreifen entlang unseres Bahntrassees verfolgen wir das Ziel, diesen möglichst umweltverträglich auszuführen. Franziska Nyfeler erläutert: «Obwohl wir meist für einen relativ schmalen Streifen Land verantwortlich sind, darf dessen Bedeutung nicht unterschätzt werden.» Denn die Grünstreifen entlang von Bahntrassees würden ökologisch wichtige Verbindungskorridore bilden. «Es geht darum, Lebensräume miteinander zu verbinden und zu vernetzen. Vor diesem Hintergrund leistet die Bahn mit ihren Trassen einen wichtigen und wertvollen Beitrag in der Längsvernetzung von Ökosystemen» ergänzt sie.
Primäres Ziel bei der Bewirtschaftung der Grün- und Gehölzflächen ist die Sicherstellung der Sicherheitsabstände zwischen Vegetation, Trassee und stromführenden Teilen, aber auch den Erhalt der Stabilität des Trassees. Dafür muss es beispielsweise über eine geeignete Entwässerung verfügen oder das Unkraut zwischen dem Bahnschotter muss regelmässig entfernt werden, damit die Wurzeln der Pflanzen das Trassee auf lange Sicht nicht destabilisieren. Im Rahmen unserer Möglichkeiten versuchen wir, ausgewählte Fläche, wo möglich und sinnvoll, ökologisch wertvoll zu bewirtschaften. So werden wir in den kommenden Jahren verschiedene Flächen entlang der Sihltal- und der Uetlibergbahn, die heute vorwiegend mit sogenannten artenarmen Fettwiesen bewachsen sind, aufzuwerten. Dafür müssen Flächen, die mehrheitlich aus verschiedenen Grasarten bestehen, stellenweise aufgelockert werden. Danach sollen lebensraumtypische Blühpflanzen eingesät werden. Dies sieht nicht nur schön aus sondern dient verschiedenen Insekten oder Kleintieren als neuer Lebensraum.
Ein Beispiel einer aktiven Lebensraumaufwertung entlang der Gleise ist die Ringlikerkurve auf der Linie der Uetlibergbahn S10. «Dort finden sich wertvolle Lebensräume, die erst durch aktiven Unterhalt entstanden sind», erklärt Franziska Nyfeler. Durch den gezielten Rückschnitt von dichtem Strauchwerk und der Förderung von ökologisch wertvollen Sträuchern entstand dort, unter anderem aufgrund einer anderen Sonneneinstrahlung, Raum für neue Pflanzenarten. Die vielfältigere Flora wirkte sich wiederum positiv auf die Fauna aus. Die Ringlikerkurve beheimatet zudem Bestände der geschützten Zauneidechse. Im Rahmen des Projekts «Umstromung Uetlibergbahn» im Sommer 2022 wurde deren Lebensraum entlang der Gleise mit verschiedenen Massnahmen wie Kleintierstrukturen aktiv vergrössert.
Neben diesen Anstrengungen achten wir als Bahnunternehmen aber auch darauf, welche Einflüsse unser alltäglicher Betrieb auf die Umwelt hat. Ein gutes Beispiel dafür sei das Thema Licht bzw. Lichtverschmutzung, sagt Franziska Nyfeler und ergänzt: «Mittlerweile ist wissenschaftlich erwiesen, dass künstliches Licht in der Nacht beispielsweise das Leben von Insekten negativ beeinflusst, da die Insekten von ihren natürlichen Lebensräumen weggelockt werden und oft an den künstlichen Lichtquellen verenden.» Die Lichtverschmutzung versuchen wir so weit wie möglich zu minimieren. Vor der Umsetzung verschiedener Massnahmen wie die Anpassung der Helligkeit, der Lichtfarbe oder der Ausrichtung des Lichtkegels gelte es jedoch, stets eine sorgfältige Güterabwägung vorzunehmen, wie Franziska Nyfeler festhält. «Oberstes Ziel ist immer, die Sicherheit unserer Fahrgäste und Mitarbeitenden zu gewährleisten», ergänzt sie. Zur Minimierung der Lichtverschmutzung wird die Beleuchtung auf allen Stationen nach Betriebsschluss ausgeschaltet. Nur der Zugang zu den Verpflegungs- und Billettautomaten muss in der Nacht aus Sicherheitsgründen beleuchtet bleiben.
Die SZU hat sich beim Betrieb, der Planung sowie der Ausführung von Projekten an den Vorgaben des Umweltrechts zu orientieren, was verschiedenste Themenfelder betrifft (z. B. Gewässerschutz, Luft, Lärm, Natur- und Heimatschutz, etc.). Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt und den Behörden von Kanton und den Gemeinden.
Mit all diesen Massnahmen wollen wir nicht nur die Verantwortung unseres Handelns auf die Umwelt wahrnehmen, sondern langfristig auch unseren Beitrag zu einer positiven Entwicklung des Wohn- und Lebensraumes in unserer Region leisten, sowohl für die hier lebenden Menschen wie auch für die lokale Flora und Fauna.
Franziska Nyfeler arbeitet als Fachspezialistin Umwelt bei der SZU. Ihre Aufgabe ist es, umweltrelevante Themen in allen Phasen eines Projekts – also von der Projektierung über die Ausschreibung und Realisierung bis zur Inbetriebnahme – einzubringen. Weiter wirkt die dipl. Umweltingenieurin FH bei der strategischen Ausrichtung der SZU in Bezug auf Umweltthemen mit und unterstützt das Unterhaltsteam bei umweltspezifischen Fragestellungen.
Im Interview spricht Nora Wilhelm, Mitbegründerin der Initiative «collaboratio helvetica» über die Bedeutung von Sorgfalt gegenüber zukünftigen Generationen.
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