Welche Herausforderungen gibt es für eine Bahn, wenn der erste Schnee fällt?
Einerseits spielt der Schnee, der vom Perron an den Schuhen der Fahrgäste hängen bleibt, eine Rolle. Wenn die Fahrgäste beim Einsteigen Schnee auf das Trittbrett bringen, bleibt dieser dort liegen. Bei grösseren Schneemengen kann es vorkommen, dass das einklappbare Trittbrett nicht mehr schliessen kann. In einem solchen Fall bleibt die Türe blockiert und das Lokpersonal muss aussteigen, um die Störung zu beheben, was zu Verspätungen führen kann. Ein weiterer Faktor ist der Schnee, der auf den Schienen zu Wasser wird. Dieser hinterlässt einen dünnen Film, der die Haftung der Räder auf den Schienen reduziert.
Gilt das auch bei Regen?
Ja, die Reibung ist bei nassem Wetter nicht so gut wie bei trockenem. Das Lokpersonal muss die Fahrweise somit den Gegebenheiten anpassen.
Wie bereitet sich die SZU jeweils auf den ersten Schneefall vor?
Wir bereiten uns mit vorbeugenden Massnahmen gut auf den Winter vor. So haben wir zum Beispiel auf der S10, die durch viel Waldgebiet führt, das ganze Jahr über entlang der Strecke gezielt Sträucher und Bäume zurückgeschnitten. So wird verhindert, dass bei starkem Schneefall Äste oder sogar ganze Bäume brechen und den Bahnbetrieb beeinträchtigen.
Zu Beginn des Winters kontrolliert unser Team Sicherungsanlagen zudem die Weichenheizungen. Die Mitarbeitenden der Verkehrsleitzentrale schalten sie dann bei Bedarf ein. Wenn es nachts schneit, haben wir frühmorgens auch schon Kontrollfahrten mit einer Diesellokomotive durchgeführt.
Welchen Einfluss hat das Verhalten der Fahrgäste auf den Bahnbetrieb im Winter?
Wenn Schnee angekündigt wird, nutzen tendenziell mehr Menschen den öffentlichen Verkehr (öV) anstelle des Autos oder Fahrrads. Das führt automatisch zu einer höheren Anzahl Fahrgäste. Gerade bei Schneefall drängen sich viele Menschen unter die Perrondächer und nutzen dann dieselben Einstiegstüren. Das kann zu Verzögerungen führen.
Welche Unterschiede gibt es zwischen Bus, Tram und Bahn bezüglich Schnee?
Im Gegensatz zum Strassenverkehr haben wir auf der Schiene einen Vorteil: Schnee setzt schneller an auf der geteerten Strasse. Da unsere Züge regelmässig fahren, kann sich der Schnee tagsüber weniger schnell auf den Gleisen ansetzen. Das ist ein klarer Vorteil gegenüber dem städtischen öV wie Bus und Tram. Zusätzlich sind dort auch andere Verkehrsteilnehmende und Fussgänger:innen unterwegs, was zu Beeinträchtigungen führen kann.
Welche Faktoren haben im Laufe des Jahres Einfluss auf den Bahnbetrieb?
Ein markanter Einflussfaktor ist der Herbst, wenn die Blätter von den Bäumen fallen. Laub auf den Schienen kann dazu führen, dass die Züge an Haftung verlieren. Zwar wird das Laub regelmässig von unserem Fachdienst entfernt, trotzdem kann das Problem mehrere Wochen andauern. In solchen Fällen ist eine vorsichtige Fahrweise nötig – ähnlich wie beim Autofahren im Schnee. Das bedeutet, dass die Geschwindigkeit reduziert wird. In besonderen Situationen passen sich die Lokführer:innen entsprechend an. Die Wärme im Sommer hat grundsätzlich keinen Einfluss auf den Bahnbetrieb.
Spannend ist, dass wir im November die höchsten Fahrgastzahlen verzeichnen und gleichzeitig November der unpünktlichste Monat im Jahr ist. Einerseits nutzen dann mehr Personen den öV, die bei gutem Wetter eher mit Fahrrad oder Auto unterwegs sind. Andererseits muss das Lokpersonal bei Nieselregen die Fahrweise anpassen. Denn Nieselregen reicht oft nicht aus, um die Staub- und Fettschichten auf den Gleisen wegzuspülen, sondern bildet eine schmierige Masse auf den Schienen. Das wiederum reduziert die Reibung zwischen den Rädern und der Schiene und beeinflusst damit die Fahrgeschwindigkeit.
Was unternimmt die Betriebsplanung, um bei jeder Wetterlage einen pünktlichen Betrieb zu gewährleisten?
Dieses Jahr haben wir bei Schneefall darauf geachtet, möglichst viele Fahrzeuge einzusetzen. So wird verhindert, dass sich Schnee auf den Pantografen, also den Stromabnehmern, ansammelt. Wenn zu viel schwerer Schnee auf den Pantografen liegt, können diese nach unten gedrückt werden und den Kontakt zur Fahrleitung verlieren. Solange die Züge in Bewegung sind, lässt sich dieses Problem vermeiden.
Am Abend werden Züge zudem nicht gekürzt, um mehr Kapazität für die Fahrgäste bereitzustellen. Dies erleichtert den Ein- und Ausstiegsprozess, da mehr Türen zur Verfügung stehen.
Was tut die SZU für die Sicherheit ihrer Fahrgäste im Winter?
Für die Sicherheit der Fahrgäste arbeiten wir mit einem Winterdienst zusammen, der bei Bedarf dafür sorgt, dass die Perrons von Schnee geräumt werden. Zudem streuen sie Salz, um die Rutschgefahr zu minimieren und so die Sicherheit der Fahrgäste zu gewährleisten. Dies verhindert auch, dass nicht zu viel Schnee in die Züge hineingetragen wird.
Was würdest du den Fahrgästen mitgeben, die im Winter mit der Bahn unterwegs sind?
Sicherheit steht an erster Stelle, und wir tun unser Bestes, um auch bei schwierigen Bedingungen einen verlässlichen Service zu bieten. Fahrgäste können dazu beitragen, indem sie sich zum Einsteigen auf dem Perron verteilen und möglichst zügig ein- und aussteigen.