Thomas Wäckerle
Thomas Wäckerle ist gelernter Forstwart und arbeitet seit 2011 als einer von insgesamt fünf Rangern im Sihlwald.
Ranger Thomas Wäckerle kennt den Sihlwald wie seine Westentasche, obschon sich dieser kontinuierlich verändert. Im Naturerlebnispark gehört es zu seinen Aufgaben, die Besucher:innen auf geltende Regeln hinzuweisen und nach dem Rechten zu schauen.
Das schwankt – im Winter sind wir häufiger im Büro anzutreffen als im Sommer. In der warmen Jahreszeit kommt man oft nur dazu, einen kurzen Blick auf die Mails zu werfen.
Wir schauen, dass sich die Besuchenden an die Naturschutzregeln halten, klären über diese auf und informieren über die Natur. Auch Unterhaltsarbeiten gehören zu unserem Job. Zum Beispiel gilt es, Wege freizuräumen, Feuerstellen zu leeren, Sitzbänke zu flicken oder Informationstafeln zu reinigen. Wenn es nötig ist, fällen wir Bäume. Dies, um Wanderwege, Bahnlinien und Strassen zu sichern.
Natürlich möchte man, dass die Menschen im Sihlwald der Natur näherkommen, zugleich muss man sich die Frage stellen: Wie viele Besuchende verträgt das Gebiet? Ich persönlich finde es toll, dass der Naturerlebnispark an den ÖV angebunden ist. Dadurch reisen mehr Menschen mit dem Zug als mit dem Auto an – was aus Natursicht besser ist.
Wenn man trotz zweiwöchigem Dauerregen, Nässe und Kälte draussen arbeiten muss, ist das alles andere als angenehm. Schön ist hingegen, dass wir aus nächster Nähe mitverfolgen können, wie sich der Sihlwald verändert – Bäume fallen um, Wege rutschen ab und anderswo zeigen sich plötzlich neue Pflanzen. Das Zusammenträumen von Abfall gehört nicht zu meinen Lieblingstätigkeiten. Zum Glück hinterlassen Spaziergängerinnen oder Wanderer nur wenig Müll.
Seit der Jahrtausendwende wird hier kein Holz mehr geschlagen. Die Natur darf sich hier weitgehend frei entwickeln. Was mit sich bringt, dass spezielle und seltene Pflanzen im Naturerlebnispark wieder Raum bekommen.
Gut und gerne zwei Drittel Waldes haben sich stark verändert. Zu Beginn freute man sich noch über jeden einzelnen Baum, der im Sturm umfiel oder abstarb. Doch jetzt wird von Jahr zu Jahr stärker sichtbar, dass im Sihlwald wieder ein natürlicher Kreislauf in Gang gekommen ist.
Nicht direkt Sorgen, aber ich überlege mir schon, was mit den Schweizer Wäldern und speziell dem Sihlwald passiert, wenn der Mensch die fortschreitende Klimaveränderung nicht in den Griff bekommen sollte. Zugleich erkenne ich, dass der Sihlwald erstaunlich widerstandsfähig ist. Auf den hiesigen Böden dominiert nach wie vor die Buche. Auch die Esche und die Weisstanne sind standortgerechte Baumarten. Früher gab es hier noch viele Fichten, die allerdings künstlich angepflanzt wurden. Die Natur hat dies mittlerweile selbst korrigiert und lässt die Art bei uns langsam absterben.
Sie können sich an die geltenden Naturschutzregeln halten. Zudem sollten sie ihren gesunden Menschenverstand walten lassen und sich Fragen stellen wie: Ist es wirklich sinnvoll, ein Blümchen zu pflücken, es kurz anzuschauen und dann wegzuwerfen? Eher nicht. Tatsache ist, dass es Gebiete wie den Sihlwald braucht, wo die Natur machen kann, was sie will – dies zum Schutz der Biodiversität. Wichtig ist zudem, dass man nicht extra in den Schweizer Nationalpark reisen muss, um Wildnis zu erleben. Es braucht auch Naturschutzprojekte im Mittelland. Zumal hier die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung lebt.
Thomas Wäckerle ist gelernter Forstwart und arbeitet seit 2011 als einer von insgesamt fünf Rangern im Sihlwald.
Im Interview spricht Nora Wilhelm, Mitbegründerin der Initiative «collaboratio helvetica» über die Bedeutung von Sorgfalt gegenüber zukünftigen Generationen. Als soziale Unternehmerin setzt sich die 30-Jährige für die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen ein.
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