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U-Bahn und Bergbahn in einem Fahrzeug

Vom Gleichstrom zum Wechselstrom – Die Geschichte der Uetlibergbahn.

Fünf neue Triebzüge

Mit dem Umbau der Uetliberglinie auf Wechselstrombetrieb geht auch die Ära der Gleichstromfahrzeuge auf dieser Strecke zu Ende. Am Schluss waren noch acht reine Gleichstrom-Triebwagen des Typs Be 520 aus dem Jahr 1992 im Einsatz. Diese stammten von der heute nicht mehr bestehenden Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM) in Winterthur. Ergänzt wurden sie ab 2003 durch vier niederflurige Zwischenwagen. Zusammen bildeten sie ab 2013 drei vierteilige Kompositionen und waren vornehmlich als Verstärkungszüge auf dem unteren Streckenabschnitt zwischen Hauptbahnhof und Triemli im Einsatz. Ihre Nachfolge treten fünf dreiteilige Triebzüge des intern als Be 570 bezeichneten Typs an. Dabei handelt es sich um einen Nachbau der 2013 beim Schweizer Hersteller Stadler Bussnang beschafften Triebzüge vom Typ Be 510. Diese waren die ersten Zweistromfahrzeuge der SZU und können sowohl mit Gleich- als auch mit Wechselstrom fahren. Die nachbestellten Fahrzeuge unterscheiden sich nur in einigen wenigen Details von denen der ersten Serie. So wurden etwa die Plätze für Rollstuhlfahrende anders gestaltet und statt der Klappsitze Stehhilfen montiert. Und auch bei den technischen Systemen gab es aufgrund von Weiterentwicklungen kleine Anpassungen. Der erste Triebzug des Typs Be 570 wurde im November 2021 ausgeliefert, bis zum August 2022 sollen alle fünf in Betrieb stehen.

Lohnenswerter Nachbau

Analog zu den Triebzügen von 2013 sind auch die aktuellen Nachbauten für den Einsatz unter Gleich- und Wechselstrom ausgerüstet. Eigentlich hätten für den künftigen Einsatz am Uetliberg aufgrund der Umstromung reine Wechselstromfahrzeuge genügt. Für den Entscheid trotzdem Zweistromtriebwagen zu kaufen, sprachen aber handfeste Gründe: «Der Nachbau eines fertig entwickelten Fahrzeugs ist kostengünstiger und mit weniger technischen Risiken verbunden als eine Neuentwicklung», sagt SZU-Projektleiter Remo Schnetzer. Die Nachbestellung der bewährten und bei den Fahrgästen sehr beliebten Fahrzeuge hat aber noch einen weiteren Vorteil: «Sollte sich die Umstellung der Strecke auf reinen Wechselstrombetrieb verzögern, sind wir mit den Zweistromfahrzeugen flexibler und können den Betrieb aufrechterhalten», sagt Schnetzer.

Geeignet für U-Bahn und Steilstrecke

Die Triebzüge der Uetlibergbahn sind sowohl für den fast an eine U-Bahn erinnernden Betrieb zwischen Hauptbahnhof und Triemli, als auch für die Fahrt auf der Steilstrecke hoch zum Uetliberg konstruiert. Für den Verkehr mit kurzen Haltestellenabständen und hohen Passagierfrequenzen im unteren Teil braucht es vor allem eine gute Beschleunigung und breite Türen für einen raschen Fahrgastwechsel sowie ausreichend Stehplätze. Für die Fahrt auf den Berg hingegen eine extra stark dimensionierte Antriebs- und Bremsausrüstung. Die Neigung beträgt hier bis zu 79 Promille. Zum Vergleich: Die Hochgebirgslinie der Rhätischen Bahn über den Berninapass bringt es nur auf 70 Promille Steigung.

Bekanntes Fahrzeugkonzept

Im Kern bauen die Triebzüge auf den bekannten Fahrzeugfamilien Flirt und Gelenktriebwagen (GTW) von Stadler auf, wie sie etwa bei den SBB und der Regionalbahn Thurbo in der Ostschweiz im Einsatz stehen. Die Kastenstruktur stammt vom Flirt und das Grundkonzept des Triebzugs gleicht demjenigen des GTW: Die beiden Endwagen weisen je nur ein Drehgestell ohne Antrieb auf und stützen sich auf dem angetriebenen Mittelwagen ab. Dieser verfügt über zwei motorisierte Drehgestelle.

Viel Komfort für 320 Fahrgäste

Die Fahrzeugkästen bestehen aus einer geschweissten Aluminiumkonstruktion. Automatische Kupplungen ermöglichen ein rasches Verbinden und Trennen der Fahrzeuge. Lackiert sind die Züge analog zur ersten Serie in Verkehrsrot mit weissen Türen. Maximal 317 Fahrgäste finden in einem Triebzug Platz. Vier je 1.30 Meter breite Türen pro Fahrzeugseite ermöglichen einen schnellen und stufenlosen Fahrgastwechsel. Grosse Multifunktionsabteile in der Nähe der Türen bieten Platz für stehende Fahrgäste im Kurzstreckenverkehr sowie für Rollstühle und Kinderwagen. Die Bestuhlung in den drei Wagen ist grösstenteils in Vierergruppen angeordnet und ermöglicht auch auf längeren Strecken eine angenehme Reise. Zum Komfort tragen ausserdem die Klimaanlage und die grossen Fenster bei. Die total elf Züge kommen in der Regel paarweise gekuppelt zum Einsatz. So können pro Fahrt mehr als 600 Fahrgäste bequem auf den Uetliberg und wieder zurück transportiert werden.